Für seinen vergangenen Herbst bei Fischer erschienen Roman Atlas eines ängstlichen Mannes, wurde
Christoph Ransmayr am Samstag, den 02.06.2013, in Neuburg an der Donau mit dem Toller
Preis ausgezeichnet. In siebzig Episoden entführt Ransmayr seine
Leserschaft and die entlegensten Flecken der Weltkarte. Wie bereits in seinen
bisherigen Werken, entfacht diese Suche in den Protagonisten eine Sehnsucht
nach neuen und ungesehnen Welten, einem Ultima Thule, das zu erreichen
unmöglich scheint, sie führt in existenzielle Not, bis hin zur Auslöschung der
eigenen Existenz. Müde und resigniert, entfliehen Ransmayrs Protagonisten der
hassenswerten Zivilisation, getrieben von unsagbarer Furcht und der Ahnung,
dass die angestrebte letzte Welt nie zu erreichen sei. Verbunden mit dieser
Suche steht in Ransmayrs Werk der Drang über diesen „fernsten Ort“ den Kern der
eigenen Individualität zu bestimmen und daraus jene Fülle an Sinn zu gewinnen,
den Ransmayr in den ihm vorbildlichen Werken der Antike, Homers und Ovids, erfüllt
sieht.
Christoph Ransmayr zählt spätestens seit dem Erscheinen
seiner Romane Die letzte Welt und Morbus Kitahra zu den international
wichtigsten und renommiertesten deutschen Schriftstellern der zeitgenössischen
Literatur. Bereits in seinem ersten Roman Die
Schrecken des Eises und der Finsternis – ein Versuch die authentischen
Quellen der Polarexpedition unter Payer und Weyprecht in Fiktionalität zu
betten – beherrscht das zentrale Motiv
der „Suche nach dem fernsten Ort“ sein Werk, welches bis hin zu seinem
jüngsten Roman Atlas eines ängstlichen
Mannes reicht.
Ernst-Toller-Preis
Der Ernst-Toller-Preis, ein 1993 ins Leben gerufener Literaturpreis, der alle zwei Jahre für außerordentliche literarische Leistungen im Spannungsfeld von Literatur und Politik in Neuburg an der Donau vergeben wird, wurde an diesem Samstag an Christoph Ransmayr verliehen. Zu den Werken des deutschen Schriftstellers Ernst Toller, welcher in der Zeit der Münchner Räterepublik eine zeitlich begrenzte, jedoch außerordentlich wichtige politische Rolle als Vorsitzender der bayerischen USPD (1919) inne hatte, erscheint noch in diesem Jahr, anlässlich seines 150 jährigen Geburtstages, eine kritische Ausgabe.